atelier:performance #28 - Dagmar I. Glausnitzer-Smith - 1:1
Dagmar I. Glausnitzer-Smith trifft auf Silke Wittig
ACHTUNG: Auf Grund der
anhaltenden Corona Pandemie wird diese Performance mit nur einer
einzigen Performance-Zeug*in umgesetzt. Die Dokumentation der
Performance obliegt der anwesenden Zeug*in in ihrer ganz eigenen Art
und Weise.
Dagmar I. Glausnitzer-Smith meets Silke Wittig
ATTENTION: Due to the ongoing Corona pandemic, this performance will be implemented with only one performance witness. The witness who is present is responsible for documenting the performance in her/his very own way.
Die Landkarte in
der Zerreißprobe
Die Landkarte hat ihre eigene Grammatik und Bildsprache. Fraglich ist die Position des Landkarten Zeichners, der im Anspruch sich als allumfassend und gottgleich fühlen muss und er sich vielen Unterstellungen unterordnen muß.
In der Anordnung der Kategorien ließe sich eine Landkarte definieren als Auflistung von Gebieten, Regionen, Orten, Plätzen und die Verbindungen und Verknüpfungen selbiger. Die Auflistung selbst hat in sich bereits Verbindungen zu den Reihen ihrer Elemente und richtet sich so als ein spekulativer Raum ein.
Die Landkarte ist die zwei-dimensionale Ebene, von der aus auf den Bezug zwischen Welt und bestimmte Zustände hingewiesen werden soll. Und so ein Anrecht beansprucht, damit verbunden den pädagogischen Zweck darstellungsfähig zu machen.
„Die Welt gründet sich auf die Erde, in sofern die Wahrheit als Urstreit von Lichtung und Verbergung geschieht.“ (Heidegger, p.54, Der Ursprung des Kunstwerks). So ist der Landkartenzweck ausgerichtet auf eine vergangene, scheinbare Wahrheit, auf der sich Weltgeschehen und Entwicklung erklären (zurückführen) lässt. Das Geschehen der Wahrheit jedoch entzieht sich auf der Darstellung (in der Repräsentation).
Nennung und Verbildlichung der Auflistung, bzw. der grafischen Verteilung führt immer auch zu der Frage, wie die Seins-Orte angeordnet sind und nach welchen Kriterien der Interpretation von Gesellschaftszuständen, sie ihren Raum einnehmen können. Es ist eine spekulative Zeit, die sich nur über das narrative Feld zurückverfolgen lässt. Eine Landkarte des Moments (im Jetzt) existiert nicht. In der Analyse und ihrer kategorischen Auflistung kann nur von einer ‚angenommenen’ Vergangenheit die Rede sein, nicht einmal eine Erfahrene oder selten Erlebte sondern lediglich die Beschreibung eines übernommenen Zustands gekoppelt an ein Bedingungsnetz unterschiedlicher Ereignisse.
Die Wahrheit einer Geschichte repräsentativ auf einer Landkarte angegeben ist also eine angenommene Weltdarstellung, als stilles Bild angehalten und unwahrscheinlich.
Der Sachverhalt der Atlanten in der Abwesenheit der Identität ist im Vergleich zur Liste ebenso beschränkt. Durch die Aktion können Ideologiegedanken reflektiert werden und über den Namen und die Identitätsbezeichnung hinwegschreiten. Das Geschehen der Bewegung im Moment holt das Bedürfnis zurück sich im Versuch der Benennung einem anderen Raum zu nähern und einzurichten. Dieser drängt sich mit einem Kritikanspruch auf, der über die Werte der Repräsentation hinweg, sich dem Geschehen der Performance-Wahrheit zu nähern versucht. Die Benennung ist illusorisch im Versuch die Identität zu statuieren, zu beherrschen oder zu kontrollieren.
Dahingegen erfordert die Liste einen Allgemeinanspruch, den nur die Sprache liefert. (vergl. U.Ecco, The Infinity of Lists, RIZOLLI, 2009, p.82ff, J.Joyce, Finnigans Wake, Auflistung der Flüsse, die unübersetzbar bleiben, Namen, die sich in Übersetzungen vervielfachen und die Liste der Namen, die zum’Fluss’ werden...).
An anderer Stelle bezieht sich Ecco (s.o. p.93 auf Italo Calvino’s, Invisible Cities (1972), die sich hier trefflich auf das Lesen der ‚Landkarte als Hypothese’ beziehen:
„The Great Kahn owns an atlas whose drawings depict the terrestrial globe all at once (the claim) and continent by continent, the borders of the most distant realms, the ships routes, the coastlines, the maps of the most illustrious metropolises and of the most opulent ports...to put his knowledge to the test.“ (that of Marco Polo’s reading of the map)
overmapped purge EN (notes in English)
Unknown factors or the hypothetical attempt to grasp certain conditions of the world for a moment as an overall view, fastened in a two-dimensional layer, the map, seems as desperate and hopeless as understanding the time of corona crisis in 2020.
Now where the live situation strives with silences and absences only to prove that its actuality can win and master its presence no matter what. Contrary to the domain of the public and participatory roles of the viewer, which in some cases in the past have appeared to prove its truthful reasons to the point of absolute reliance. These times prove the endurance and the research for possible ‘freedom’ moments accompanied by the absence of followship, witnesship, attention level and crowd compliance.
Since the beginning of March 2020 a series of works photography, performance for the camera and video has emerged in conjunction with the term ‘purge’ in its title and intentional concerns. The image analysis during the restricted, locked conditions in cultural life has enforced a contemplative and concentrated insight of working in the studio – the Werftraum -, Braunschweig. The idea development has evolved around the situation of silences and cleansing. Many re-considerations occurred in relation to object-hood and surrounding space versus the intelligent space of alternate dimensions. The experience of its life potential beyond social norms and popular gatherings and/or alternative virtual formats became now a predicament rather than a choice.
Resisting permissions and resigning from the expected social horizon, I retrieved to the cellar in the work - collateral purge -.
Glausnitzer-Smith, June 2020
WEB
Dagmar I.
Glausnitzer-Smith
Visual Artist & Performance Art Workshop Facilitator
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